Fühlgutblick
Du spürst es stark in dir, dieses seltsame Ziehen, das dich dazu zwingt, auf den Auslöser drücken zu müssen. Weil du etwas siehst, was nur du in diesem Moment sehen kannst. Weil es etwas ist, was nur du in diesem Augenblick festhalten willst. Du bist in dem Motiv. Du fühlst es. Du siehst es als Foto. Und es erfüllt dich. Erfüllt dein ganzes Sein. Das alles ist ohne Logik. Hier gibt es nichts zu verstehen. Dafür alles zu sehen. Und alles zu spüren.
Dieser eine Blick, dieses eine Gefühl – es muss festgehalten werden. Teils in Beton gegossen und mit Wachs überzogen. Ein Versuch, das Gesehene, das Gefühlte zu konservieren. Doch trotz all der Anstrengung die Fühlgutblicke zu bewahren, es gelingt nie vollumfänglich und nie für die Ewigkeit. Es wird immer nur ein Teil, ein Ausschnitt der Szenerie bildlich festgehalten, das Wachs lässt Details verschwimmen, die digitalen Daten auf der Festplatte sind früher oder später nicht mehr lesbar. Ja selbst die Erinnerungen im Kopf verblassen irgendwann oder verschwinden sogar aus dem Gedächtnis. Doch eines ist sicher und das gibt ein wenig Trost: Das Leben, unsere Welt, steckt voller Fühlgutblicke.